Der Begriff Hara oder (Tanden) kommt in der Zen Meditation immer wieder vor. Nach dem japanischen Verständnis bezeichnet der Begriff die Mitte des Körpers, also die Gegend rund um Magen und Unterleib. Doch der Begriff bezeichnet mehr als eine reine Körpergegend. Es handelt sich um ein wichtiges Prinzip, welches die japanische Lebensweise charakterisiert. In der Erziehung spielt dies eine bedeutsame Rolle. Sämtliche Aktivitäten finden im Hara statt. Der Ansatz beschreibt die Einheit von Körper und Geist.
Unterschiede zur europäischen Denkweise
Vielleicht erscheint es für dich als Europäer schwer nachvollziehbar, der Gegend rund um den Bauch derartige Bedeutung zuzumessen. Die japanische und europäische Denkweise weisen ein grundlegend verschiedenes Verständnis auf. In Japan sehen die Menschen den Bauch als Mittelpunkt des Lebens. Der gemeine Europäer deutet auf Kopf oder Herz, wenn es um die eigene Kraftquelle geht. Der Körpermitte kommt trotzdem in der europäischen Philosophie oder in der Alltagssprache große Bedeutung zu. Nicht von ungefähr kommen Phrasen wie „Schmetterlinge im Bauch“ oder „schwer im Magen liegend“.
Die Körpermitte als Sitz der Energie
Die Körpermitte Hara oder (Tanden) gilt als Sitz der Energie im Körper. Die Energie strömt in die verschiedenen Teile des Körpers. Das Zentrum der Energie ist unverzichtbar, um kraftvoll zu üben oder achtsam zu leben. Zudem gilt die Körpermitte als Zentrum aller Bewegung. Oftmals vernachlässigt und ignoriert, wirst du merken, dass die Körpermitte bei jeder Bewegung und Haltung eine wichtige Rolle einnimmt – sei es beim Sitzen, Stehen oder Laufen. Die Körpermitte ist das Zentrum für Aktivität und der innerste Kern deiner Persönlichkeit.
Zen Meditation mit Fokus auf Hara
In den asiatischen Kampfkünsten und der Zen Meditation kommt der Haltung und Atmung große Bedeutung zu. Dies wirkt sich auf das Körperzentrum aus. Aufrechtes Sitzen in Kombination mit gleichmäßiger Atmung verändern deinen Bauch. Dein Atem strömt bei einer bewussten Meditation in den Bauch und dein Körperzentrum. Bei der Übung der Zen Meditation kannst du darauf achten, der Körpermitte mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Konzentriere dich auf deinen Atem und spüre, wie die Energie in die Körpermitte fließt. Die Verbindung von Geist und Körper wird dir spürbar besser gelingen.
Reinhold Lämmermann