Die Kunst des Karate, wie es heute praktiziert wird, kann direkt auf die Okinawa-Technik zurückgeführt werden – auf japanisch OKINAWA-TE (Okinawa – Hände). Diese Art von Selbstverteidigung, das Okinawate, ist sehr stark beeinflusst worden durch die alte chinesische Kunst des KEMPO. Der Gründer der alten Kunst des Kempo war der Buddhistenmönch Daruma Taishi. Er kam aus Indien und lebte in China in einem Kloster SHAHOLIN-SZU. Dort lehrte er Buddhismus und begann daneben die Mönche, in einem System der physischen und geistigen Disziplin zu unterrichten. Diese Geschichte ist nur mündlich überliefert worden, es sind bis heute keine Dokumente gefunden worden. Über die historische Entwicklung des Okinawa – Karate ist ebenfalls wenig bekannt. Aber es wird eine interessante Geschichte erzählt, die erklärt, warum dieses in Okinawa entstand:

1406 gelang es dem berühmten König SHEO HASHI von der Okinawa Dynastie, die Ryukyu-Inseln zu einem Königreich zu vereinen. Um ein gesetzmäßiges Regieren sicherzustellen beschlagnahmte er alle Waffen und machte den Besitz von Waffen zu einem Staatsverbrechen.

1609 wurde Okinawa Teil des Machtbereichs des Satsuma-Clans von Kyushu (einer Insel im Süden Japans), zum zweiten mal wurden alle Waffen eingezogen. Man sagt, dass als direkte Folge dieses zweimaligen Waffenverbotes die Kunst der Selbstverteidigung mit leeren Händen, die man Okinawate nannte, eine sehr starke Entwicklung nahm.

1761 kam ein Mann Namens Kushanku auch (Kwang Shang Fu) als Gesandter des chinesischen Ming –  Kaisers nach Okinawa, er war ein chinesischer Kampfkunst-Experte (einer der größten seiner Zeit). Nach seinen Namen ist die sechste Kata (Formenlauf gegen Imaginäre Gegner) im Wado Ryu Karate benannt.

1816 kennt man eine weitere Geschichte über Okinawa: von englischen Kriegsschiffen Alsetos und Raira die Napoleon nach Frankreich berichten: „ Es gibt hier ein kleines friedliches Land, in dem die Menschen keine Waffen besitzen.”

1871 wurde Okinawa voll an Japan angegliedert.

1922 ist die erste offizielle Veranstaltung in Tokio die vom japanischen Kulturministerium organisiert wurde. Gichin Funakoshi und andere Okinawa Karateka zeigten ihre Kampfkunst, diese Veranstaltung, hinterließ einen starken Eindruck.

Hironori Ohtsuka (geb.1892) Begründer der Wado Ryu Karate, selbst Meister des JIU JITZU KEMPO, war dort nicht anwesend, hörte aber zu dieser Zeit das erste mal von Funakoshi. Einen Monat Später nahm Ohtsuka mit Funakoshi Kontakt auf Funakoshi versprach ihm, sein Karate zu zeigen, und sie begannen am selben Tag mit den Unterweisungen. Sein Kempo hatte in technischer Hinsicht Beziehungen zum SHAHOLIN-KEN . RYUKYU-JITSU war ebenfalls ebenfals stark vom Shaolin-Ken beeinflusst, daher bestanden zwischen diesen Stilen bereits enge Beziehungen, aufgrund derer es Ohtsuka möglich war, innerhalb eines Jahres Meister von Funakoshis Karate zu werden.

Wado-Ryu – der Weg des Friedens

Wado-Ryu Karate hat eine etwas andere Geschichte als andere Karate-Stilrichtungen. Das Wado-Ryu übernahm zahlreiche Elemente vom alten japanischen Budo, wie viele Standarten und Körperdrehungen (Tai-Sabaki). Diese technischen Elemente kommen aus dem alten japanischen KENDO und JIU JITZU.

Außerdem gibt es im Wado-Ryu eine größere Anzahl von Kreisbewegungen, die über das chinesische KEMPO in die Urform des JIU JITZU, das Ohtsuka betreibt, gekommen sind. Die Bewegungen im Wado-Ryu werden enger geführt, sind weniger direkt und betonen das Ausweichen.

Die Entwicklung oder Urform des JIU – JITZU liegt weiter zurück als die Entwicklung des Okinawate (Shurite/Nahate). Damit ist Wado-Ryu stark beeinflusst von den Ursprüngen der Japanischen Kampfkünste, während die Entwicklung des Okinawate eine relativ kurze Geschichte hat.

Seit 1982 wird traditionelles Wado-Ryu beim SC04 Schwabach gelehrt und praktiziert.

Recherchiert und geschrieben von Reinhold Lämmermann