Atmung und Karate

Warum ist Atmung beim Karate so wichtig?

Beim Karate versucht man, seine Atmung bewusst zu kontrollieren. Atemübungen gehören beim Karate zum Trainingsumfang. Bereits am Anfang des Trainings sitzt man im Seiza ab und versucht kontrolliert durch die Nase lang und tief einzuatmen und durch den Mund auszuatmen. Auch im Stehen hebt man die Arme und atmet tief durch das Zwerchfell ein. Durch Absenken der Arme atmet man sehr stark und lang aus dem Zwerchfell heraus aus. Auch versucht man den Körpermittelpunkt, zwei Finger breit unter dem Nabel (Japanisch – Hara-Tanden) zu erreichen, um einen stabilen Stand zu ermöglichen.

Beim Einatmen ist man schwach, beim Ausatmen stark
Auch die Psyche hat Einfluss auf die Atmung
(Da Stockt uns der Atem – oder da bleibt einem die Luft weg)
Das sind keine leeren Sprichwörter
Wir Atmen oft zu flach – unsere Atmung verkümmert daher!
Ähnlich wie unsere Bewegungen.

Das Zwerchfell ist unser größter Atemmuskel, man unterscheidet zwischen Bauchatmung und Brustatmung, die bei jedem Atemzug zusammenwirken. Bei der Brustatmung werden die Muskeln zwischen den Rippen angespannt. Dadurch hebt sich der Brustkorb, der Brustraum vergrößert sich und die elastischen Lungenflügel dehnen sich aus. Dabei strömt Luft in die Lunge ein. Beim Ausatmen ist es umgekehrt und die Atemluft entweicht.

Bei der Bauchatmung führt das Zwerchfell Regie, eine Muskel-Faszien-Platte, die sich wie eine Kuppel unterhalb der Lunge quer durch den Rumpf zieht und Brust und Bauchhöhle voneinander abgrenzt. Durch das Zwerchfell fließen wichtige Blutgefäße und Nerven, die den ganzen Körper versorgen. Es ist zugleich der größte Nerv des vegetativen Nervensystems, der die Tätigkeit der inneren Organe reguliert.

Das Zwerchfell zieht sich beim Einatmen zusammen und flacht sich dabei zum Bauchraum hin ab. Das vergrößert den Raum in der Brusthöhle, dadurch entsteht Unterdruck, und es strömt Luft in die Lungenflügel.

Ist das Zwerchfell verspannt kann nicht tief in den Bauch geatmet werden. Auf Dauer hat dies zur Folge, dass der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, daher auf „Sparflamme“ läuft: Uns geht dann Vitalität verloren. Angst und Stress aktivieren das sympathische Nervensystem, das wiederum Herzschlag und Atmung beschleunigt. Ursprünglich hatte das den Sinn, den Menschen auf Kampf oder Flucht vorzubereiten. Durch gleichmäßiges, bewusstes Atmen lässt sich der „Ruhe-Nerv“ (Para-Sympathikus), aktivieren, so dass der Stress nachlässt.

Eine goldene Regel ist, die Ausatmung zu verlängern. Als Reflex darauf wird auch die Einatmung tiefer.

Das Atemvolumen nimmt mit zunehmenden Alter immer mehr ab. Dasselbe gilt auch für Menschen, die wenig Sport treiben und selten mal aus der Puste kommen. Auch sie Atmen über die Brust flach!

Wenn die Bauchatmung vernachlässigt wird, hat das oft negative Auswirkungen auf die Gesundheit (Bluthochdruck-Sodbrennen-Reflux, saurer Mageninhalt in der Speiseröhre, hohes Risiko Chronische Entzündungen der Speiseröhre bis hin zum Krebs). Darum öfter bis zu zwölfmal am Tag richtig Durchatmen, tief in das Zwerchfell hinein dann geht alles wieder leichter.

Tiefes Ein – und Ausatmen ist dreifach wichtig:
Es weitet den Brustkorb, trainiert und flexibilisiert das Zwerchfell und massiert die inneren Organe.

Beim Ausatmen das Zwerchfell komplett leeren und dann wieder Tief einatmen die Lungen durch die Bauchatmung füllen.

Beim Karate wird das ständig trainiert in dem man bei jeder Technik ausatmet um stark zu sein, und versucht so viel wie möglich durch das Zwerchfell wieder einzuatmen, sonst wären eine lange Serie von Techniken nicht möglich (man „geht sonst blau“).

Viel Spaß beim richtigen Atmen!

Zusammengefasst und geschrieben: Reinhold Lämmermann