110 Jahre im Fußballfieber

Im Jahr 1996 begann im Schwabacher Vereinssport eine neue Zeitrechnung. Die Traditionsvereine TSV 04 und 1. Sportclub schlossen sich zu einem Großverein, dem SC 04, zusammen. Mit überwältigender Mehrheit erhielt der Vorstand den Auftrag, den Fusionsvertrag vorzubereiten. Am 19. April wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der neue Verein — „SC 04 Schwabach“ — ohne Gegenstimme gegründet.

TSV 04 und 1. Sportclub gab es seitdem nur noch in den Erinnerungen der älteren Mitglieder, die nach wie vor die sportlichen Erfolge hochleben lassen. Vor der Fusion wurde fest vereinbart, die Historie der beiden Traditionsvereine nie aus den Augen zu verlieren. In Zeiten von Corona ist das sicherlich nicht so leicht, denn Treffen der Mitglieder im Sportheim sind ja untersagt. Aber es wird ja wohl doch mal wieder eine Zeit nach Corona geben.Die Gründung

Ein ganz wichtiges Datum jährt sich in diesem Jahr zum 110. Mal: Karl Kolb, 1904 ein Gründungsmitglied des TSV 04 und ein ausgezeichneter Gerätturner, setzte sich 1911 gegen die Stimmen des Turnrats im Vereins durch und initiierte die Gründung einer Fußballabteilung. Damit war die Basis für den Sport geschaffen, der den Verein über alle Jahrzehnte hinweg prägte.

Der TSV 04 und später der SC 04 waren immer ein Aushängeschild der Stadt Schwabach, wenn es um den gepflegten Fußball ging. Das erste Fußballspiel in Schwabach fand auf den sogenannten „Forsterswiesen“ — hinter der damaligen Bahnhofswirtschaft — statt.Die großen Erfolge

Bereits ein Jahr später wurde ein Grundstück an der Wiesenstraße erworben, auf dem die Kicker sportlich dann richtig durchstarteten. 1952 zählte der TSV 04 Schwabach zu den vier besten Amateurmannschaften in Deutschland. Der TSV 04 zog nach Siegen über den SV Schwetzingen (4:0) und Borussia Fulda (4:0) ins Halbfinale um die Deutsche Amateurmeisterschaft statt, wo allerdings der spätere Meister VfR Schwenningen eine Nummer zu groß war. Mit 1:5 verlor der TSV 04. Schwenningen gewann auch das Finale vor 80 000 Zuschauern (!) im Südweststadion von Ludwigsburg gegen den Cronenberger SC ziemlich deutlich mit 5:2. Der TSV 04 war damals der Vertreter Bayerns in diesem Wettbewerb. Die Deutsche Amateurmeisterschaft wurde im K.o.-System ausgetragen.

„Mit dem Wiederaufstieg der ersten Fußball-Mannschaft in die Landesliga Mitte im Jahr 1992 wurde der TSV 04 Schwabach wieder zu einem der führenden Fußballclubs in Mittelfranken“ — so der genaue Wortlaut in der Vereinschronik. Auch das achtbare 1:1 in einem Freundschaftsspiel gegen den damaligen Erstligisten 1. FC Nürnberg ließ beim TSV 04 den Wunsch nach Spitzenfußball reifen.

Die Fusion mit dem 1. SC Schwabach zum SC 04 im Jahr 1996 und damit verbunden die verbesserten Rahmenbedingungen im Stadion an der Nördlinger Straße verstärkten den Traum von Bayernliga-Fußball. Topleute wie Achim Beierlorzer, Thomas Zwingel oder Andreas Sendner bildeten das Gerippe einer großen Mannschaft, die nur einem Ziel folgte: Aufstieg in die Bayernliga. Dem Ruf folgten dann auch Torhüter Andreas Heid, Bernd Müller oder Stefan Hampl, der später zum SC Freiburg in die Bundesliga wechselte.

Mit dem Aufstieg klappte es aber erst im dritten Anlauf. Zwei Mal platzte der Traum jeweils in der Relegation. In der Saison 1995/96 hatten die Schwabacher gleich zwei Mal die Möglichkeit, aufzusteigen. In Donauwörth gab es gegen den TSV Aindling eine 0:4-Niederlage. Auch die zweite Chance ließ man ungenutzt: In Hirschaid unterlag man VfB Helmbrechts mit 0:2.

Ein Jahr später musste der SC 04 erneut in die Relegation. Diesmal gegen den SSV Jahn Regensburg auf dem neutralen Platz des ASV Neumarkt. Die Schwabacher führten mit 2:0, hatten dann aber mit 2:3 das Nachsehen. Auch Regensburg stieg nicht auf, verlor das entscheidende Spiel gegen den TSV Landsberg.

So war vor der Saison 1997/98 eigentlich klar, wer in der Landesliga Mitte den Titel unter sich ausmachen würde: SC 04 Schwabach und SSV Jahn Regensburg. Beide Mannschaften hielten sich an das „Drehbuch. Am 20. April 1998 legte die Elf von Manni Ritschel und Co-Trainer Norbert Kettlitz im altehrwürdigen Jahn-Stadion in Regensburg mit dem 2:0 den Grundstein für die spätere Meisterschaft und den Aufstieg in die Bayernliga.

Am drittletzten Spieltag machte der SC 04 mit einem 2:0-Erfolg beim SV Neusorg die Meisterschaft perfekt. Nach dem finalen Saisonspiel gegen den SV Hutthurm stieg die Aufstiegsfeier an der Wiesenstraße. Sieben Jahre lang war die Bayernliga die sportliche Heimat der „Nullvierer“. Unvergessen bleibt aber vor allem die Saison 1998/99 in der höchsten bayerischen Amateurliga. Die Schwabach lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SV Lohhof. Für den bestritt damals Stefan Leitl, aktuell als Coach für den Greuther Höhenflug in der 2. Liga verantwortlich, 32 Saisonspiele. Mit der 1:2-Heimniederlage gegen Passau verspielten die Schwabacher am letzten Spieltag auch noch Platz zwei. Den schnappte sich mit der SG Quelle Fürth der mittelfränkische Rivale. Doppelt bitter: Die Quelle schaffte über die Relegation den Sprung in die damals drittklassige Regionalliga. Schwabach blieb Bayernligist.Die Rahmenbedingungen

Das Sportgelände an der Wiesenstraße war über Jahrzehnte die sportliche Heimat für die Kicker von TSV 04/SC 04 Schwabach. Hier wurden auch die großen Erfolge gefeiert. Durch die Fusion mit dem 1. Sportclub erfüllte sich dann auch der Traum von einer modernen Sportanlage samt Stadion. Die Bauzeit war für den Fusionsverein vorgegeben durch den Bayernliga-Saisonstart. Der SC 04 hatte sich für das Eröffnungsspiel der Saison 2000/01 beworben. Am Donnerstag, 27. Juli 2000, traf der SC 04 vor fast 3 200 Zuschauern auf den ASV Neumarkt. Trotz der 1:2-Niederlage war es für Schwabach und seine Bürger ein Freudentag.

Über 20 Jahre ist dies her. In dieser Zeit zählten die Fußballer des SC 04 zu den höherklassigen Mannschaften in der Region. Aktuell kicken sie nach der Rückkehr im Spieljahr 2016/17 im vierten Jahr in Folge in der Landesliga Nordost. Trainer Jochen Strobel und seine Mannen liegen in der Corona-Saison als Tabellenzweiter gut im Rennen. Wer weiß, vielleicht kann die aktuelle Generation wieder anknüpfen an die großartigen Erfolge der 110-jährigen Geschichte?