SC04 gegen HG Zirndorf, oder: Totgeglaubte leben länger.
Die Erste holt einen bereits geschlagenen Gegner zurück ins Spiel und verschenkt so auf unbegreifliche Art den Sieg.
Am vergangenen Samstag kam es zum Treffen zweier alter Bekannter. Mit der HG Zirndorf gastierte ein Team in der Schwabacher Goldschlägerhalle, das die Mannen von Trainer Christopher Zintl bestens kennen. Viele Spieler haben schon zu Jugendspielerzeiten gemeinsam mit Zirndorfer Spielern diverse Auswahlmannschaften durchlaufen und somit entsteht in der Regel ein Aufeinandertreffen, bei dem man sich auf beinahe freundschaftliche Art und Weise begrüßt. Hinzukam aber eine besondere Komponente: Während die Schwabacher seit Jahren auf dem zweiten Platz der Tabelle die Saisons beenden, sah man sich in Zirndorf in den letzten Jahren oft gewissen saisonellen Schwankungen ausgesetzt.
Ganz anders in diesem Jahr: Die Gäste spielen eine stabile Saison und hatten vor dem Gastspiel in Schwabach genau so viele Pluspunkte auf dem Konto wie die Hausherren.
Und somit war auch jener freundschaftliche Umgang, welchen die Spieler noch vor der Partie gepflegt hatten ein Zustand, welcher exakt mit dem Pfiff zum Anwurf endete.
Die Anfangsphase begann bereits mit einem Paukenschlag. Die Schwabacher verpennten den Start komplett und waren viel zu zaghaft aus der Kabine gekommen, sodass man sich auf den Rängen schon fragen musste, ob sich die Spieler sich der Brisanz des Verfolgerduells bewusst waren. Der Sieger der Partie würde schließlich weiterhin dem Tabellenprimus von Lauf/Heroldsberg auf den Fersen bleiben, wohingegen der Verlierer abreißen lassen müsste. Nichtsdestotrotz lies man die Gäste gewähren, sodass diese sich fast ohne Mühe erst eine 2 Tore Führung herausspielten (1:3, 5 min.), um diese nach dem Anschlusstreffer von Christian Lutsch sogar auf 2:8 (9 min.) davonziehen zu lassen. Nun aber erwachten die Goldschlägerjungs aus ihrer Schockstarre und begannen das Spiel endlich erst zu nehmen. In der Abwehr wurde robust und als Mannschaft zugegriffen wodurch man die Gäste vor Schwierigkeiten stellen konnte, die zu einer Vielzahl von Ballgewinnen führte. Blitzschnell und durch schön vorgetragene Konter aber vor allem durch konsequente Anwendung der Spielzüge verstanden es die Schwabacher die Gästeabwehr in Bewegung zu bringen und so schöne Lücken in den Deckungsverbund zu reißen, welchen man postwendend mit Toren belohnte. So konnte man einen 7:1 Tore Lauf starten und zum 9:9 ausgleichen. Kurz darauf ging man sogar mit 10:9 in Führung, was den Gästetrainer Peter Heimpel dazu veranlasste eine Auszeit zu nehmen. Nach einigen taktischen Anweisungen der Trainer ging es weiter und nun entwickelte sich das Topspiel, für das die vielen Zuschauer in die Goldschlägerhalle gekommen waren. Kein Team konnte sich vom anderen absetzen und so leisteten sich beide einen heißen Tanz. Mit 13:13 ertönte letztlich die Sirene zur Halbzeit.
Auch nach der Halbzeit das gleiche Bild. Zwar setzten sich die Schwabacher in der Regel auf ein bis zwei Tore ab, jedoch hielten die Männer aus der Playmobilstadt tapfer dagegen und zogen immer wieder gleich. Vom 15:15 (34. MIn.) bis zum 22:21 in der 42. Minute sahen die Zuschauer einen tollen und umkämpften Handballsport, welcher später noch zur emotionalen Achterbahnfahrt mutieren sollte. Mit dem Tor zum 24:22 durch Benno Halbig, gut eine Viertelstunde vor Schluss schien sich nun endlich ein positiver Trend abzuzeichnen. Die Defensive der Heimmannschaft zwang die Gäste zu unüberlegten Abschlüssen und erkämpfte sich nun gemeinschaftlich sehr schön den Ballgewinn. Auch in den Angriffen war noch ein Hauch mehr Wille zu erkennen und so konnte man in einer oft spielentscheidenden Phase der Partie wieder einen Lauf starten und zog durch Christian Lutsch in Minute 49 auf 4 Tore zum 26:22 davon. Obendrein schwächten sich die Gäste nach einem übermotiviert von hinten vorgetragenen Versuch den enteilten Matthias Geck zu stoppen mit einer roten Karte auch noch selbst.
Was sich jedoch in den letzten 10 Minuten der Partie abspielen sollte, das entbehrte jeder Logik. Während sich das gebannte Publikum allmählich aus der von der Dramatik verursachten Anspannung zu lösen schien, zog der Gästetrainer Heimpel zwei Asse aus dem Ärmel. Zum einen war das die Einwechslung seines Sohnes Daniel Heimpel im Tor, welcher nur einen Tag vorher die Spielberechtigung bekommen hatte und früher in weit höheren Ligen vertreten war. Zum anderen jedoch der eigentlich entscheidende Faktor: Das Unvermögen der Schwabacher. Das schwungvolle Angriffsspiel durch Spielzüge wurde gänzlich eingestellt und obwohl man nun eigentlich Zeit gehabt hätte einen 4 Tore Vorsprung langsam auszuspielen, wurden nach wenigen Sekunden reihenweise Risikopässe und Abschlüsse gesucht, welche allesamt beim gegnerischen Torwart Heimpel oder schlicht und ergreifend in den Händen der Gäste landeten. Und so geschah es, dass Zirndorf, das die letzten Minuten mit hängenden Köpfen und Schultern, ob der vermeintlichen Niederlage übers Parkett geschlürft war nun doch wieder Morgenluft schnupperte. Die nun wieder kaltschnäuziger agierenden Gäste kamen Tor um Tor zurück und kamen sogar 4 Minuten vor Schluss zum 27:27 Ausgleich.
Auch nach dem Führungstreffer zum 27:28 durch den starken Jan Dimper (8 Tore) nutzte die von Christopher Zintl genommene Auszeit nichts mehr. Mit dem 27:29 von Zirndorf kippte das Spiel endgültig zugunsten der HG. Zwar konnte Matthias Geck per 7 Meter nochmals auf ein Tor vorkürzen, doch selbst nach einem Ballgewinn wurde kurz vor Schluss zu unüberlegt nach vorne geeilt und so verlor man letztendlich bitter den Ball und auch das so wichtige Topspiel.
Fazit der Partie: In einem packenden und emotional aufreibenden Handballkracher haben die neutralen Zuschauer in der Halle sicherlich ein prächtiges Spiel erlebt. Für die Schwabacher Mannschaft und deren Fans steht jedoch eine schwere Niederlage zu Buche, die man sich vollständig selbst zuzuschreiben hat. Nun gilt es Fehler zu analysieren und vor allem abzustellen um in wichtigen Momenten (wie den kommenden Wochen) vor allem aber auch bei sicher geglaubten Führungen mit Köpfchen und der nötigen Cleverness zum Erfolg zu kommen. Mit der Niederlage rutscht der SC04 Schwabach nun auf Platz 6 der Tabelle ab. Am kommenden Samstag spielt man jedoch um 16:30 Uhr wieder zuhause und wieder kommt mit dem POST SV Nürnberg ein sehr schwerer Gegner. Hier gilt es sich zu beweisen und zu zeigen, dass die selbst gesteckten Ansprüche auch gerechtfertigt sind.
Es spielten:
Ott (Tor), Walwei (Tor), Rösch (2), Geck (8/3), Scheibel, Halbig (4), Schwarz (2), Scherbel, Meyer (3), Reichel (1), Lutsch (6/2), Reitz, Sluik (1), Schneider (1).