Fünfzehn furchtbare Minuten: Frauen I siegen trotz Durchhänger im Hinspiel

Mit einem schwer erkämpften 26:24 (15:14)-Erfolg im Rücken gehen die Handballerinnen der SG Schwabach/ Roth ins Relegations-Rückspiel um den Bayernliga-Aufstieg. Ob die zwei Tore Vorsprung am Himmelfahrtstag bei der TG Straubing reichen werden? Die Chancen stehen wohl bei 50:50. Sie stünden besser, wenn die Mannschaft von Wolfgang „Fips“ Scharnowell in der heimischen Goldschlägerhalle nicht 15 furchtbare Minuten nach der Pause erwischt hätte.

In den ersten 30 Minuten sahen die bestimmt 350 Zuschauer in Schwabach im Duell des Zweiten der Landesliga Nord (SG Schwabach/Roth) gegen den zweiten der Landesliga Süd (TG Landshut) ein Spiel auf Augenhöhe. Zufrieden war SG-Trainer Scharnowell trotzdem nicht. „Vorne läuft es gut, aber hinten bekommen wir zu leichte Gegentore“, schimpfte der Übungsleiter.

Die Begegnung wogte nach gutem Schwabacher Beginn mit einem 6:2-Vorsprung hin und her, die Führung wechselte häufig, zur Halbzeitsirene lagen die Gastgeberinnen knapp mit 15:14 vorne, 29 Tore zeugen von einem Offensiv-Feuerwerk. „Trotz aller Unzulänglichkeiten, es ist ein attraktives Spiel“ bilanzierte Scharnowell zur Halbzeit.

Was immer der Trainer seinen Mädels während des Pausentees mit auf den Weg gegeben hat, es war entweder die falsche Taktik, oder die Mannschaft setzte die Vorgaben ungenügend um. Minutenlang blieben die Einheimischen ohne Torerfolg, aus einem knappen Halbzeit-Vorsprung wurde bis zur 43. Minute ein 16:20-Rückstand. Scharnowell verstand die Welt nicht mehr. Er schimpfte und zeterte so lange, bis ihm Schiedsrichter Yannick Berghammer eine gelbe Karte unter die Nase hielt. Offenbar hatte er in der Hitze des Gefechts kurzzeitig einen Fuß ins Spielfeld gesetzt Möglicherweise war das aber der Wachrüttler für die „Roten“. Die Einheimischen kämpften sich wieder heran, schafften in einem harten, manchmal auch überhart geführten Relegationsspiel nach 53 Minuten wieder den 22:22-Gleichstand und freuten sich am Ende noch über einen kaum mehr erwarteten 26:24-Sieg.

Dünn besetzt

Er war kaum mehr zu erwarten, weil die personellen Ressourcen der Mannschaft aus der niederbayerischen Bezirkshauptstadt eigentlich deutlich größer waren als die der Gastgeberinnen. Und nicht nur das: Dank einer lautstarken Trommlergruppe hatten die Gäste in der pickepacke- vollen Halle auch akustisch die Oberhand.

Die Stehauf-Qualitäten der SG behinderte das aber nicht. Dass nach der schwachen Phase nach der Pause noch einmal der Umschwung kam, war vor allem Rechtsaußen Lisa Roser zu verdanken, die erstens auf ihrer Seite in der Abwehr nur wenig zuließ und vorne fast nach Belieben traf. Acht Tore sprechen eine deutliche Sprache. An einen Fehlversuch von ihr konnte sich nach spannenden 60 Minuten niemand erinnern. Roser hatte nach halbjährigem Auslands-Aufenthalt der SG nur in der Rückrunde zur Verfügung gestanden, hatte sich aber gerade in den letzten Wochen Zug um Zug gesteigert.

Insgesamt war Schwabach/Roth dem körperlich überlegenen Gegner in Eins-zu-eins-Situationen überlegen und punktete oft über die Außen. Aus dem Rückraum sorgte aber nur Barbara Benz für Gefahr. Das ist sicherlich der Schwachpunkt der SG.

Ball ins Laufen bringen

Bis Donnerstag wird sich daran aber vermutlich nicht viel ändern lassen. „Mal schauen, ob wir aus der einen oder anderen Situation bis zum Rückspiel noch unsere Lehren ziehen können“, sagte Trainer Scharnowell nach der Begegnung. Vor allem an einem Punkt will er noch ansetzen: „Wir müssen versuchen, den Ball wieder mehr ins Laufen zu bringen.“ Am Donnerstag also entscheidet sich in Landshut (Anwurf 16 Uhr, Sportzentrum West), ob die SG Schwabach/Roth nach zwei Jahren in der Landesliga in die Bayernliga vorrücken darf. Eine Niederlage mit einem Tor Unterschied kann man sich erlauben. Eine Niederlage mit zwei Toren Differenz reicht, wenn man selbst mindestens 25 Mal trifft. Eine höhere Niederlage lässt Landshut jubeln. Für den ungewöhnlichen Fall, dass das Spiel mit 26:24 für Landshut endet: Dann entscheidet über Aufstieg und Nichtaufstieg sofort und ohne Verlängerung ein Siebenmeterschießen. Das klingt fast ein wenig nach Himmelfahrtskommando beim Himmelfahrtsausflug. ROBERTGERNER

Es spielten:

Schneider (Tor), Schadt, Rapke (5/2), Christine Lehner (1), Dornisch, Roser (8), Benz (4), Schlegl (1), Schmidpeter (4), Lehner (3), Stöhr.