Millionenglück: SC 04 Schwabach erhält 1,24 Millionen Euro Nachschlag von der Stadt Schwabach

 Der lange schwelende Streit zwischen dem SC 04 Schwabach und der Stadt Schwabach um mögliche Nachzahlungen für ein altes Grundstücksgeschäft ist beigelegt. Die Stadt zahlt nach eindeutigen Hinweisen der Gerichte einen Millionenbetrag an den Verein.

Die Kuh ist vom Eis. Die Stadt Schwabach zahlt dem SC 04 Schwabach in fünf Tranchen noch 1,24 Millionen Euro für ein knapp 8000 Quadratmeter großes Grundstück an der Wiesenstraße. Damit geht ein lange schwelender Rechtsstreit zu Ende. Beide Seiten sind erleichtert.

Rückblick: Im April 2001 hatte die Stadt dem Verein das Grundstück abgekauft für seinerzeit gut 700.000 Mark (etwas mehr als 350.000 Euro). Der Fusionsverein hatte zu diesem Zeitpunkt das frühere Sportgelände an der Wiesenstraße längst verlassen und war an die Nördlinger Straße gezogen.

Finanzieller Nachschlag

Eine Klausel im Kaufvertrag besagte allerdings, dass dem Verein ein finanzieller Nachschlag zustehen würde, wenn das Grundstück später einmal als Wohnbaufläche “verwertbar” sein sollte.

Das war seinerzeit noch nicht absehbar. Vorstellbar war damals allenfalls ein Weiterverkauf als Gewerbegrundstück, der viel weniger Geld einbringen würde. Deshalb der vergleichsweise niedrige Kaufpreis.

Doch mit dem Ausbau der A6 auf sechs Streifen bekam Schwabach endlich auch den lange erhofften Lärmschutz, und damit gab es auch an der Wiesenstraße neue Denkmodelle.

Mehr noch: Aus dem Grundstück ist zwar noch kein Bauland geworden. Aber dank eines Aufstellungsbeschlusses des Planungs- und Bauausschusses ist es doch mindestens Bauerwartungsland. Und: In der Nachbarschaft hat schon ein Bauträger zugeschlagen, der dort Wohnbau plant.

Zähes Ringen

Der SC 04 Schwabach, namentlich die beiden Vorstände Reinhard Hader und Helmut Räthe, sind deshalb seit mehr als fünf Jahren überzeugt, dass die Stadt den damaligen Kaufpreis aufbessern müsste. Es hat immer wieder Gespräche gegeben, aber letztlich keine Einigung. Der SC 04 zog deshalb im Oktober 2021 vor Gericht, im Dezember 2022 gab es eine Verhandlung vor dem Landgericht und am 2. Februar ein recht eindeutiges Urteil: Der Verein liege mit seiner Einschätzung im Wesentlichen richtig.

Die Stadt ging in Berufung, erhielt jetzt aber vom Oberlandesgericht den deutlichen Hinweis, dass es vielleicht schlauer wäre, den Einspruch zurückzunehmen. Denn in einem neuen Verfahren würde mutmaßlich der erste Richterspruch bestätigt.

Die Ampel steht auf Grün

Die Stadt gab schließlich klein bei und hat jetzt mit dem Verein einen Vergleich geschlossen. Die entsprechenden Gremien des Stadtrates haben diesen in nichtöffentlicher Sitzung bereits gebilligt, und am Sonntag haben nun auch die Mitglieder des SC 04 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Ampeln auf grün gestellt.

Und so sieht die Lösung aus: Die Stadt überweist dem Verein heuer noch 40.000 Euro. In den darauffolgenden vier Jahren 2024 bis 2027 gibt es dann in vier Raten zu je 300.000 Euro noch einmal 1,2 Millionen Euro obendrauf.

Die Summe liegt relativ nahe an den gut 1,5 Millionen Euro, die der Verein ursprünglich im Visier hatte. Doch auch mit den jetzt ausgehandelten 1,24 Millionen Euro sind Helmut Räthe und Reinhard Hader sehr zufrieden. “Es ging uns nie darum, jeden Cent rauszupressen”, so Vorstand und Finanzfachmann Räthe. “Wir brauchen die Stadt, die Stadt braucht ihre Vereine, wir sind doch Partner.”

Damit können beide leben

Auch Oberbürgermeister Peter Reiß spricht von einer “interessengerechten Lösung”, also einer Lösung, mit der beide Seiten leben können. Unabhängig vom Rechtsstreit habe man immer einen “redlichen Umgang gepflegt”.

Stadtrechtsrat Knut Engelbracht betont, dass es sich nicht um eine Strafzahlung oder ähnliches handele. “Es gibt aus dem damaligen Kaufvertrag eine etwas schwammig formulierte Nachzahlungsvereinbarung, diese greift jetzt, und deshalb zahlen wir nun, gut 20 Jahre später, einen Teil des Kaufpreises.” Eine Sonderbehandlung des SC 04 Schwabach sei dies ausdrücklich nicht.

Dass man sich erst einigen konnte, nachdem der Verein die Gerichte angerufen hatte, nehmen sich inzwischen weder Verein noch Stadt krumm. Beide hätten die Pflicht, mit dem von den Mitgliedern beziehungsweise den Steuerzahlern anvertrauten Vermögen sorgsam umzugehen. “Deshalb kann die Stadt nicht einfach mal ein Million weggeben, wenn sie der Meinung ist, dass sie im Recht ist”, erklärt Stadtrechtsrat Engelbrecht. Nach dem ersten Gerichtsurteil und dem sehr deutlichen Hinweis des Oberlandesgerichtes liege der Fall nun aber anders.

Keine goldenen Wasserhähne

Fragt sich, was der Verein mit dem Geld machen wird. “Wir werden uns an der Nördlinger Straße keine goldenen Wasserhähne einbauen lassen”, verspricht Helmut Räthe. Es gebe viele Begehrlichkeiten, aber man werde nach wie vor jeden Euro zweimal umdrehen.

Finanziell sei man inzwischen konsolidiert. Es gehe jetzt vor allem darum, die Rücklagen zu stärken. Das Sportgelände sei inzwischen über 20 Jahre alt. “Da wird in den nächsten Jahren einiges kommen.” Aber Räthe räumt auch ein: “Das Wirtschaften im Verein wird dank dieser Einigung mit der Stadt natürlich ein Stück leichter.”

Und die Stadt? Muss kurzfristig natürlich 1,24 Millionen Euro abschreiben. Mittelfristig wird das Geld aber wieder hereinkommen. Denn das knapp 8000 Quadratmeter große Grundstück gehört der Stadt nach wie vor. Nur kann sie es jetzt viel besser versilbern. Deshalb: “Auf lange Sicht ist es für uns ein Nullsummenspiel”, so Stadtrechtsrat Engelbrecht.