Am Montag, 19. April wird der SC 04 Schwabach 25 Jahre alt. Er ist entstanden aus dem 1. SC Schwabach und dem TSV 04 Schwabach. Zeit, um einen Blick zurück zu werfen – und einen nach vorne.
Der eine (1. SC) hatte nach der Aussiedlung an die Nördlinger Straße zwar ein großes Sportgelände, aber nicht die wirtschaftliche Potenz, um das langfristig unterhalten zu können. Der andere (TSV 04) war zwar wirtschaftlich gesund. Doch brachen ihm Teile seines Sportgeländes an der Wiesenstraße weg. Für beide war es eine Win-win-Situation. Und doch eine schwierige Phase Mitte der 1990er-Jahre.
Uralte Wurzeln
Es war seinerzeit in der Region einer der ersten Zusammenschlüsse von zwei großen Sportvereinen nach dem 2. Weltkrieg. Allerdings von zwei Vereinen, die in ihrer langen Geschichte auch schon diverse Fusionen und Namensänderungen hinter sich hatten. Der 1897 gegründete 1. SC hatte seine Wurzeln im Athletenclub Germania und dem Athletenclub Attila, woraus 1901 durch Fusion der 1. Athletenclub Schwabach und 1908 schließlich der 1. SC Schwabach entstanden war.
Der TSV 04 war im Jahr 1904 zunächst als Arbeiterverein Schwabach gegründet worden, ehe er nach dem Zusammenschluss mit dem Schwimmverein Schwabach 1927 zum TSV 04 Schwabach wurde. Er wurde von den Nationalsozialisten verboten, gründete sich 1946 neu durch eine Verschmelzung mit dem Verein Bayern Schwabach. 1985 schlossen sich noch die Kegler des SKK Matador an.
Und dann also 1996 die Fusion von 1. SC und TSV 04
Beitritt statt Fusion
Wobei: Wenn man es genau nimmt, war es gar keine Fusion. Vielmehr trat aus steuerlichen Gründen der viel größere TSV 04 dem viel kleineren 1. SC bei. So ähnlich wie sechs Jahre zuvor die DDR der Bundesrepublik Deutschland beigetreten war.
Die Ausgangssituation für beide Vereine war sehr unterschiedlich. Der 1. SC Schwabach, der seine Plätze lange Zeit dort hatte, wo heute Finanzamt und Vermessungsamt stehen, hatte Anfang der 1990er Jahre mit großem Aufwand an der Nördlinger Straße eine neue Sportanlage geschaffen. Das Problem: Es war eigentlich zu groß für den Sportclub.
Auf der anderen Seite der TSV 04, dessen Fußballer bayernweit für Furore sorgten, dem aber nur ein Teil seiner Spielstätten an der Wiesenstraße selbst gehörte. Als absehbar war, dass die Eigentümer einen Teil der Fläche benötigten und dass dadurch mindestens einer der Sportplätze wegzufallen drohte, machte sich der damalige TSV 04-Vorsitzende Günther Bussinger auf die Suche nach Alternativen.
Erste Option war die Aussiedlung in Richtung Eichwasen. Doch die benötigten Grundstücke gehörten dem Bund, und schon damals war abzusehen, „dass der Verein das nicht würde stemmen können“, erinnert sich Bussinger heute.
Also wurde über ein Zusammengehen mit dem 1. SC Schwabach nachgedacht. „Initialzündung war eigentlich der Wechsel der Fußballabteilung des TSV Vestenbergsgreuth zur SpVgg Fürth“, so Bussinger. „Bloß wollten wir nicht nur Fußballer zusammenbringen, sondern die ganzen Vereine.“ Eine Konzentration der Kräfte gewissermaßen.
Die Vorarbeiten waren aufwändig. An 28 Veranstaltungen bei den Abteilungen erinnert sich Günther Bussinger, der damalige Vorsitzende des TSV 04. Dort leisteten er und seine Vorstandskollegen und Volker Hausmann und Bernhard Kemper aber offenbar gute Überzeugungsarbeit. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sprachen sich 120 Mitglieder grundsätzlich für ein Zusammengehen aus – bei sechs Enthaltungen.
Beim SC fiel die Abstimmung nicht ganz so deutlich aus. Dort gab es zwar auch über 100 Ja-Stimmen, aber doch auch acht Enthaltungen und elf Gegenstimmen.
Ganz verwunderlich war das nicht. „Beim TSV 04 war die Not wegen des wegfallenden Sportplatzes schon groß. Dem SC dagegen brannte das Thema nicht ganz so unter den Nägeln“, so Bussinger.
Wie dem auch sei: Nach den beiden außerordentlichen Mitgliederversammlungen musste der Vertrag rechtssicher gemacht und notariell beglaubigt werden. Das passierte Ende März 1996, und in weiteren Versammlungen am 19. April wurde der Zusammenschluss endgültig in trockene Tücher gebracht.
Alles gut also? Für Außenstehende irgendwie schon. An der Nördlinger Straße entstand bis zum Jahr 2000 ein für eine Stadt von 40 000 Einwohnern wirklich tolles Stadion. Bis 2002 folgte der großzügige Funktionstrakt. Mit anfangs weit über 2000 Mitgliedern hatte der Fusionsverein auch die wirtschaftliche Potenz, um weiter in seine neue Heimat zu investieren.
Und doch waren die Bauarbeiten für den Verein schwieriger als zunächst gedacht. Der Verkauf der Grundstücke an der Wiesenstraße ging nicht so flott voran wie erwartet, eine Zwischenfinanzierung wurde nötig. Und der Verkauf brachte auch bei weitem nicht das Geld, das sich der neue SC 04 Schwabach erhofft hatte. Denn: Aufgrund der Nähe zur Autobahn waren große Teile vorerst nicht wie erhofft als Wohngebiet nutzbar.
Erster Vorsitzender des Fusionsvereins wurde Günther Bussinger vom TSV 04. Sein Kollege Hans Wälzlein vom SC und dessen Mitstreiter Ulrich Wenke hatte keine Ambitionen. Der zehnköpfige Vorstand war allerdings paritätisch besetzt: jeweils fünf Mitglieder des alten SC, jeweils fünf Mitglieder des alten TSV 04.
Dank an Bussinger
Und heute? Auf Günther Bussinger folgte Volker Hausmann, auf Volker Hausmann folgte Heinz Rabe. Und nach dessen plötzlichem Tod 2013 übernahm nach einigem Hin und Her schließlich ein Team (derzeit Reinhard Hader, Helmut Räthe und Matthias Wenger).
Hader, einer der drei aktuellen Vorsitzenden, würdigt vor allem die Verdienste seines Vor-, Vor-, Vorgängers Günther Bussinger. „Ohne in gäbe es heute keinen SC 04.“ Für ihn ist die Fusionsgeschichte trotz mancher schwieriger Wegstrecken „eine Erfolgsgeschichte“. Aber auch Volker Hausmann, Bernhard Kemper, Ulrich Wenke und Hans Wälzlein hätten sich mit riesigem Einsatz engagiert.
Trotzdem: Die Mitgliederzahlen sind vor allem in den letzten zehn Jahren deutlich nach unten gegangen. Mit neuen Abteilungen (Rhönradturnen, Steeldart, Rugby, Skaterhockey) versucht der Verein für neue Bevölkerungsgruppen attraktiv zu sein. Das klappt manchmal so naja, manchmal, wie beim Skaterhockey, aber auch ganz ausgezeichnet. Der Bau der Skaterhalle war das bislang letzte Großprojekt des SC 04 Schwabach.
Weitere stehen derzeit nicht auf der Agenda. In seinem zweiten Vierteljahrhundert wird es für den SC 04 Schwabach wohl in erster Linie darum gehen, das, was man hat, in Schuss zu halten.